«Timm Thaler» in German

Timm Thaler
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✒ Author | James Krüss |
📖 Pages | 269 |
⏰ Reading time | 10 hours 30 minutes |
💡 Originally published | 1962 |
🌏 Original language | German |
📌 Types | Tales , Novels , Fairy tale |
📌 Genres | Detective, Children's literature, Adventure, Psychological, Social, Philosophical, Parable |
📌 Sections | Adventure novel , Psychological novel , Social novel , Philosophical novel |
Table of contents
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Timm Thaler: read the book in the original
An den Leser
Die folgende Geschichte erzählte mir ein vielleicht fünfzigjähriger Mann, der in Leipzig gleich mir den Druck eines Buches zu Überwachen hatte. (Es handelte sich dabei, wenn ich nicht irre, um ein Buch über Marionetten-Puppen.) Das Bemerkenswerteste an diesem Mann war, daß er trotz seines Alters noch so hübsch und so herzhaft lachen konnte wie ein zehnjährigerJunge.
Wer dieser Mann war, kann ich nur vermuten. Der Erzähler und die Zeit bleiben so dunkel wie manches in dieser Geschichte. (Immerhin läßt einiges darauf schließen, daß der Hauptteil der Geschichte um das Jahr 1930 spielt.)
Erwähnen möchte ich noch, daß ich die Geschichte in den Arbeitspausen auf die Rückseiten großer aussortierter Druckbogen schrieb. Deshalb ist das Buch in Bogen gegliedert, die aber nichts anderes als Kapitel sind.
Erwähnen möchte ich auch, daß der Leser bei diesem Buch, das vom Lachen handelt, wenig zu lachen haben wird. Es sei aber auch darauf hingewiesen, daß dieser Gang durch das Dunkel Kreise um das Licht beschreibt.
ERSTES BUCH • Das verlorene Lachen
Erster Bogen — Ein armer kleiner Junge
In den großen Städten mit den breiten Straßen gibt es hinten hinaus heute noch Gassen, die so eng sind, daß man sich durch die Fenster von einer Seite zur anderen die Hand reichen kann. Wenn fremde Besucher, die viel Geld und viel Gefühl haben, zufällig in so eine Gasse geraten, dann rufen sie: Wie malerisch! Und die Damen seufzen: Wie idyllisch und romantisch!
Aber das Idyllische und Romantische sind großer Humbug; denn hinten hinaus wohnen Leute, die wenig Geld haben. Und wer in einer großen reichen Stadt wenig Geld hat, wird grämlich, neidisch und nicht selten zänkisch. Das liegt nicht nur an den Leuten, sondern auch an den Gassen.
Der kleine Timm kam mit drei Jahren in so eine enge Gasse. Seine lustige, rundliche Mutter war gestorben, und der Vater mußte, da es zu jener Zeit wenig Arbeit gab, auf den Bau gehen. So zogen Vater und Sohn von der hellen Erkerwohnung am Rande des Stadtparks in die Gasse mit dem Kopfsteinpflaster, in der es beständig nach Pfeffer, Kümmel und Anis roch; denn in dieser Gasse
befand sich die einzige Gewürzmühle der Stadt. Bald darauf bekam Timm eine dürre, mausgesichtige Stiefmutter und dazu einen Pflegebruder, der frech, verwöhnt und käsebleich war.
befand sich die einzige Gewürzmühle der Stadt. Bald darauf bekam Timm eine dürre, mausgesichtige Stiefmutter und dazu einen Pflegebruder, der frech, verwöhnt und käsebleich war.
Timm war trotz seiner drei Jahre schon ein kräftiger kleiner Bursche, der besonders hübsch lachte und der einen Ozeandampfer aus Küchenstühlen oder ein Auto aus Sofakissen ganz selbständig regieren konnte. Seine verstorbene Mutter hatte Tränen gelacht, wenn Timm mit Kissen und Stühlen seine großen Reisen zu Wasser und zu Lande unternahm und immerzu „tuff, tuff, tuff, Ameerika“ rief. Aber seine Stiefmutter prügelte ihn dafür. Und das konnte er nicht begreifen.
Auch den Stiefbruder Erwin begriff er schwer; denn der bewies seine brüderliche Liebe dadurch, daß er den kleinen Timm mit Brennholz bewarf oder daß er ihn mit Ruß oder Tinte oder Pflaumenmus beschmierte. Das Allerunbegreiflichste aber war, daß hinterher nicht Erwin, sondern Timm dafür bestraft wurde. Über all diesen Unbegreiflichkeiten in der Gassenwohnung verlernte Timm beinahe das Lachen. Nur wenn der Vater zu Hause war, ertönte noch sein kleines drolliges Gelächter mit dem Schlucker am Schluß.
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