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«The Daughter of the Commandant» in German

Die Hauptmannstochter

4.2512 votes
✒ Author
📖 Pages122
⏰ Reading time 6 hours 30 minutes
💡 Originally published1836
🌏 Original language Russian
📌 Types Tales , Novels
📌 Genres Dramaturgy, Drama, Historical, Realism
📌 Sections Historical novel , Realistic novel

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Die Hauptmannstochter: read the book

Mein Vater, Andrej Petrowitsch Grinew, diente in seiner Jugend unter dem Grafen Münnich und nahm später im Jahre 17 .. als Major seinen Abschied. Er lebte auf seinem Dorf im Ssimbirskschen und heiratete Fräulein Awdotja Wassiljewna J., die Tochter eines Edelmannes aus der Gegend. Neun Kinder entsprossen der Ehe. Meine Brüder und Schwestern starben alle in früher Kindheit. Durch die Vermittlung eines nahen Verwandten, des Gardemajors Fürst B., wurde ich Sergeant des Ssemjonowschen Regiments. Dort war ich beurlaubt bis zum Abschluß meiner Erziehung. Damals wurden wir nicht auf die heutige Art erzogen. Als ich fünf Jahre alt war, kam ich unter die Obhut des früheren Reitknechts Ssaweljitsch, der wegen seines ordentlichen Betragens zu meinem Wärter ernannt worden war. Unter seiner Aufsicht gelang es mir bereits mit zwölf Jahren, meine Muttersprache zu lesen, und ich wußte die Eigenschaften von Jagdhunden genau zu beurteilen. Damals engagierte mein Vater einen Franzosen für mich, Monsieur Beaupré, der aus Moskau gleichzeitig mit dem Jahresbedarf an Wein und Provenceöl ankam. Sein Erscheinen war Ssaweljitsch ganz und gar nicht recht.
»Weiß Gott«, knurrte er, »das Kind ist gewaschen und gekämmt und wohl auch satt. Muß man da noch Geld verschwenden und so einen Musjö anstellen, als hätte man keine eigenen Leute mehr!«
Beaupré war in seinem Vaterlande Friseur gewesen, darauf Soldat in Preußen und dann nach Rußland gekommen. Er war ein guter Kerl, gleichzeitig aber leichtsinnig und im höchsten Grade liederlich. Leidenschaft für das schöne Geschlecht war seine Hauptschwäche, jedoch brachten ihm seine Zärtlichkeiten nicht selten Rippenstöße ein, die er dann tagelang beklagte. Er war zudem (wie er selbst sagte) durchaus kein Feind des Fläschchens, das heißt, um es deutlich zu sagen, er liebte es, einen hinter die Binde zu gießen. Da jedoch in unserem Hause Wein nur bei Tisch getrunken wurde, und auch dann nur höchstens ein Glas, wobei der Lehrer sogar meistens übergangen wurde, so blieb Beaupré nichts anderes übrig, als sich mit großer Schnelligkeit an die russischen Liköre zu gewöhnen, ja er zog sie mit der Zeit sogar den Weinen seines Vaterlandes vor und meinte, sie seien viel verträglicher für den Magen. Wir schlossen bald Freundschaft, und war er auch nach seinem Kontrakt verpflichtet, mir Französisch, Deutsch und sämtliche Wissenschaften beizubringen, so zog er doch bei weitem vor, in aller Eile von mir ein wenig Russisch zu lernen, worauf ein jeder von uns beiden seine Wege ging. Und so lebten wir denn wie ein Herz und eine Seele. Einen besseren Lehrer wünschte ich mir gar nicht. Allein schon bald trennte uns das Schicksal voneinander, und das kam so:
Palaschka, die Wäscherin, ein dickes, pockennarbiges Mädchen, und die einäugige Akuljka, die Kuhmagd, waren miteinander übereingekommen und warfen sich gleichzeitig meiner Mutter zu Füßen, bekannten ihre sündige Schwäche und klagten weinend den Musjö an, der sie in ihrer Unerfahrenheit betört habe. Die Mutter verstand in solchen Dingen keinen Spaß und gab die Klage meinem Vater weiter. Und der machte kurzen Prozeß. Augenblicks befahl er, die Kanaille von Franzosen zu rufen. Man berichtete ihm, daß der Musjö mir gerade eine Stunde gebe. Und so kam der Vater denn in mein Zimmer. Aber Beaupré schlief um diese Zeit auf meinem Bett den Schlaf des Gerechten. Ich dagegen war sehr beschäftigt. Man hatte aus Moskau für mich eine Geographiekarte bestellt. Sie hing an der Wand, ohne daß jemand sie benutzte, aber schon lange hatte mich ihre Breite und das schöne, starke Papier entzückt. Ich war entschlossen, einen Drachen aus ihr zu machen, und da Beaupré schlief, ging ich ans Werk. Doch in dem Augenblick, als ich gerade einen Bastschwanz an das Vorgebirge der Guten Hoffnung knüpfte, trat mein Vater ein. Er sah meine Bemühungen in der Geographie, und schon hatte er mich am Ohr, dann aber ging er auf Beaupré los, weckte ihn äußerst unsanft und überschüttete ihn mit Vorwürfen. Beaupré wollte sich zwar trotz seiner Bestürzung erheben, aber es ging nicht: der arme Franzose war auf den Tod betrunken. Ihm war nicht mehr zu helfen. Am Kragen zerrte ihn mein Vater hoch und aus dem Bett und warf ihn zur Tür hinaus, und noch am selben Tage wurde er Knall und Fall entlassen, zu Ssaweljitschs unsagbarer Freude. Damit war meine Erziehungsperiode abgeschlossen.
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