LinguaBoosterlearning foreign languages

«Walter Schnaffs' Adventure» in German

Walter Schnaffs' Abenteuer

be the first to rate
✒ Author
📖 Pages14
⏰ Reading time 30 minutes
💡 Originally published1883
🌏 Original language French
📌 Type Stories
📌 Genre Prose

Click on an unfamiliar word in the text to see the translation.
In the settings you can also change the size and alignment of the text

Walter Schnaffs' Abenteuer: read the book

Walter Schnaffs hielt sich, seitdem er mit der deutschen Armee nach Frankreich gekommen war, für den Unglücklichsten der Menschen. Er war dick, hatte Mühe zu marschieren, kam leicht außer Atem und seine Plattfüße thaten ihm immer weh. Dazu war er ein gutmütiger, friedfertiger Mensch, der keine Anlage zum Helden besaß. Er hatte vier Kinder, die er über alles liebte, und war mit einer jungen, blonden Frau verheiratet, an deren Zärtlichkeit, Küsse und Gethue er jeden Abend mit Sehnsucht dachte. Er stand gern spät auf und ging gern früh zu Bett, liebte es langsam zu essen, gut zu essen und viel Bier zu trinken. Im übrigen meinte er, daß alles, was es Schönes in der Welt giebt, mit dem Leben endet. Und im Grunde seines Herzens haßte er aus Instinkt und Überlegung zugleich Kanonen, Gewehre, Revolver und Säbel, vor allen Dingen aber das Bajonnet, denn er fühlte sich unfähig, diese Waffe geschickt genug zu benutzen, um seinen dicken Bauch zu verteidigen.
Und wenn er nachts in seinen Mantel gewickelt neben den schnarchenden Kameraden am Boden lag dachte er lange an die Seinen, die er daheim zurückgelassen und an alle Gefahren, die seiner im Kriege warteten. Wenn er nun fiel, was würde aus seinen Kleinen? Wer sollte sie ernähren und großziehen? Jetzt hatten sie nicht viel trotz der Schulden, die er gemacht kurz ehe er davongegangen, um ihnen nur etwas Geld da zu lassen. Und wenn er daran dachte, fing Walter Schnaffs manchmal an ganz heimlich zu weinen.
Zuerst hatte ihn in der Schlacht eine solche Schwäche in den Beinen überkommen, daß er sich am liebsten hingeworfen hätte, wenn er nicht gemeint, die ganze Armee würde dann über ihn wegstürmen und ihn zertreten. Beim Pfeifen der Kugeln sträubte sich sein Haar.
Seit Monaten lebte er so in fortwährender Angst und Beklemmung.
Sein Armeekorps marschierte gegen die Normandie. Und eines Tages wurde er mit ein paar Mann auf Patrouille geschickt. Sie sollten nur eine kurze Strecke rekognoszieren und sich dann auf ihren Truppenteil wieder zurückziehen. Die ganze Ebene schien friedlich und ruhig da zu liegen. Nirgends deutete etwas auf geplanten Widerstand.
So stiegen denn die Preußen ganz unbesorgt in ein kleines Thal hinab, das tiefe Hohlwege durchschnitten, als eine Gewehrsalve sie plötzlich zum Stehen brachte, etwa zwanzig Mann zu Boden streckte und ein Haufen Francs-Tireurs aus einem winzigen Gehölz hervorbrach und sich ihnen mit aufgepflanzten Seitengewehren entgegen warf.
Walter Schnaffs blieb zuerst unbeweglich stehen. Er war so erstaunt und erschrocken, daß er nicht einmal an Flucht dachte. Dann überfiel ihn plötzlich eine wahnsinnige Lust, das Weite zu suchen. Aber er dachte sofort daran, daß er in Vergleich zu den hageren Franzosen, die in Sprüngen daher kamen, wie eine Ziegenherde, doch nur langsam vorwärts käme wie eine Schildkröte. Da entdeckte er ein paar Schritte vor sich einen tiefen Graben, in dem Gestrüpp wuchs, das mit trockenen Blättern bedeckt war. Mit beiden Füßen sprang er hinein ohne auch nur zu überlegen, wie tief das Loch wohl sein könnte, etwa so wie man von einer Brücke in einen Fluß springt. Wie ein Pfeil schoß er durch eine dichte Decke von Schlinggewächs und spitzen Dornen, die ihm Gesicht und Hände zerriß und kam dann schwer auf einen Steinhaufen zu sitzen.
Page 1 of 14

You can use the left and right keys on the keyboard to navigate between book pages.

Suggest a quote

Download the book for free in PDF, FB2, EPUb, DOC and TXT

Download the free e-book by Guy de Maupassant, «Walter Schnaffs' Adventure» , in German. You can also print the text of the book. For this, the PDF and DOC formats are suitable.

You may be interested in

Be the first to comment

Add

Add comment