«Saint Anthony» in German
Sankt Anton
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✒ Author | Guy de Maupassant |
📖 Pages | 16 |
⏰ Reading time | 30 minutes |
💡 Originally published | 1883 |
🌏 Original language | French |
📌 Type | Stories |
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Man nannte ihn St. Anton, da er Anton hieß, und vielleicht gerade, weil er leichtlebig war, immer lustig, ein Spaßmacher, großer Esser und Trinker vor dem Herrn und ein mächtiger Schürzenjäger, obgleich er mehr als sechzig Jahre zählte.
Er war ein Großbauer aus der Gegend von Caux mit gesundheitstrotzenden Wangen, mächtiger Brust und dickem Bauch auf langen Beinen, die zu schwach schienen, für den gewaltigen Körper.
Er war Witwer und lebte mit der Magd und zwei Knechten allein auf seinem Bauernhofe, dem er als ganz gerissener Kunde, wohl auf seinen Vorteil bedacht, vorstand. In Geschäften, Viehzucht und Landwirtschaft hatte er etwas los. Seine beiden Söhne wie seine drei Töchter waren gut verheiratet, lebten in der Nähe und kamen einmal monatlich zum Essen zu ihrem Vater. Seine Kraft war bekannt in der ganzen Gegend und sprichwörtlich, geradezu so, daß man wohl von jemand sagte: er ist stark wie St. Anton.
Als im Kriege 1870 die Preußen in's Land fielen, schwor St. Anton in der Schänke, eine ganze Armee aufzufressen, denn er war als echter Normanne ein Aufschneider und Großsprecher und dabei doch ein wenig feige. Er schlug mit der Faust auf den hölzernen Tisch, daß Teller und Gläser tanzten und brüllte mit rotem Gesicht und tückischem Blick, indem er sich in eine falsche Wut hineinredete:
– Gott verdamm mich, ich wer' das Luderzeig eenfach auffressen.
Er rechnete unbedingt darauf, daß die Preußen nicht bis Tanneville kommen könnten. Aber als er erfuhr, daß sie schon in Rautôt waren, verließ er sein Haus nicht mehr und spähte unausgesetzt durch das kleine Küchenfenster die Straße hinab, in der Erwartung jeden Augenblick die Bajonette anmarschieren zu sehen.
Eines Morgens, als er mit seinen Leuten bei der Suppe saß, öffnete sich die Thür und der Ortsvorstand Chicot erschien, von einem Soldaten gefolgt, der einen schwarzen Helm mit Messingspitze trug. St. Anton sprang mit einem Satz auf. Und seine Leute blickten ihn an, denn sie meinten nicht anders, er werde den Preußen in Stücke reißen. Aber er begnügte sich damit, dem Vorstand die Hand zu drücken, der zu ihm sagte:
– St. Anton, da is eener für Dich. Die Nacht sein se gekommen. Nu mach vor allen Dingen keene Geschichten, denn se reden davon, daß se alles füselieren und niederbrennen wollen, wenn das Geringste vorkommt. Ich hab' Dich gewarnt, gieb ihm zu essen. Er scheint ee ganz hiebscher Mann zu sein. Adje ooch! Ich mache zu 'n andern, jeder kriegt eenen.
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