«My Uncle Sosthenes» in German
Onkel Sosthène
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✒ Author | Guy de Maupassant |
📖 Pages | 13 |
⏰ Reading time | 30 minutes |
💡 Originally published | 1882 |
🌏 Original language | French |
📌 Type | Stories |
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Onkel Sosthène: read the book
Mein Onkel Sosthène war Freidenker, und zwar wie es deren viele giebt, nämlich aus Dummheit. Manche sind religiös aus dem gleichen Grunde. Der bloße Anblick eines Priesters setzte ihn in ganz absonderliche Wut. Er ballte die Faust gegen ihn, legte die Hände wie Hörner an den Kopf und faßte hinter seinem Rücken Eisen an – schon ein Zeichen von Gläubigkeit, nämlich des Glaubens an den bösen Blick. Jedenfalls wenn es sich einmal um übernatürliche Dinge handelt, dann muß man entweder alles glauben oder nichts. Mich, der ich auch Freidenker bin, das heißt ein Gegner aller Dogmen, die nur die Furcht vor dem Tode erfunden hat, mich ärgern die Kirchen nicht weiter, mögen sie nun römisch- oder griechischkatholisch, apostolisch, buddhistisch, jüdisch, mohamedanisch sein. Und dann habe ich einen Standpunkt, von dem aus ich sie erklären kann. Jede Kirche bedeutet eine Huldigung dem Unbekannten. Je weiter uns nun das Denken führt, desto weniger giebt es Unbekanntes, desto mehr Kirchen fallen. Aber statt eines Räucherfasses würde ich Fernrohre, Mikroskope und elektrische Maschinen hineinstellen.
Mein Onkel und ich hatten fast in allem verschiedene Ansichten. Er war »Patriot«. Ich bin es nicht, denn auch der Patriotismus ist eine Religion. Er ist das Ei, aus dem der Krieg schlüpft.
Mein Onkel war Freimaurer. – Ich halte die Freimaurerei für alberner als den alten Glauben. Wenn schon überhaupt eine Religion nötig ist, hätte ich an der alten genug.
Diese dummen Tröpfe äffen nur den Geistlichen nach. Statt eines Kreuzes ist ein Winkelmaß ihr Symbol. Kirchen haben sie gerade so gut, nennen sie nur Logen, mit einer ganzen Menge Kultus der verschiedensten Art: schottischer Ritus, französischer Ritus, Grand-Orient, kurz eine ganze Reihe von Kindereien, zum Totlachen.
Und was wollen sie denn? Sich gegenseitig unterstützen, indem sie einander die Handflächen krabbeln. Darin sehe ich nichts Böses. Sie haben einfach die christliche Regel: »helfet einander« in die Praxis umgesetzt. Der einzige Unterschied besteht im Krabbeln. Aber ist es der Mühe wert solche Geschichten zu machen, um einem armen Deubel 'n paar Groschen zu pumpen? Die Frommen, denen Almosen und Hülfe Pflicht sind und Beruf, setzen an die Spitze ihrer Sendschreiben die drei Buchstaben I. M. I. Die Freimaurer unter ihren Namen drei Punkte. Das kommt gehuppt wie gesprungen, wie man zu sagen pflegt.
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