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«Mother Sauvage» in German

Mutter Sauvage

52 votes
✒ Author
📖 Pages13
⏰ Reading time 30 minutes
💡 Originally published1884
🌏 Original language French
📌 Types Stories , Novels
📌 Genres Adventure, Psychological, Realism
📌 Sections Adventure novel , Psychological novel , Realistic novel

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Mutter Sauvage: read the book

Seit fünfzehn Jahren war ich nicht in Virelogne gewesen. Eines Abends kam ich wieder hin zur Jagd bei meinem Freunde Serval, der endlich sein von den Preußen zerstörtes Schloß wieder aufgebaut hatte.
Ich mag diese Gegend sehr gern. Es giebt Erdenflecke, die für unser Auge einen ganz besonderen Reiz haben. Man liebt sie beinahe körperlich. Allen, die Natursinn besitzen, weckt diese oder jene Quelle, ein Wald, ein Teich, irgend welche Hügelreihe, die man oft gesehen hat, Erinnerung an einstiges Glück, an vergangene Liebe. Oft steht einem plötzlich irgend ein stiller Waldeswinkel wieder vor Augen, ein Uferrand, ein Garten in Blütenpracht, den man vielleicht ein einzigmal gesehen hat an einem sonnenhellen Tage. Das ist im Gedächtnis haften geblieben wie das Bild einer Frau, der man etwa an einem Frühlingsmorgen begegnet in durchsichtig hellem Kleide, und die in Seele und Nerven Unruhe, Wünsche zurückgelassen, nicht auszulöschen, als hätte einen das Glück gestreift.
Ich mochte das landschaftliche Bild in Virelogne so gern, wo überall kleine Baumgruppen standen und Bäche rieselten, die Adern gleich durch den Boden rannen, als speisten sie die Erde mit Blut. Da gab es Krebse zu fangen, Forellen und Aale. Ach war es köstlich dort! Hier und da konnte man baden und im hohen Grase, das die schmalen Wasserläufe umstand, stöberte man oft Enten auf.
Leichtfüßig wie ein Reh sprang ich dahin und sah meinen beiden Hunde zu, die vor mir umherspürten. Serval suchte hundert Schritte rechts von mir ein Luzernenfeld ab. Als ich um das Unterholz bog am Waldesrande von Saudres, stieß ich auf eine zerstörte Hütte.
Plötzlich kam mir die Erinnerung, wie ich sie im Jahre 1869 zum letztenmal gesehen, gutgehalten, weinbewachsen, eine Anzahl gackernder Hühner vor der Thür. So ein verlassenes Haus mit seinen zerstörten Mauern ist zu traurig. Ich erinnerte mich, wie ich einmal todmüde dort hingekommen und mich eine brave Frau mit einem Glas Wein gestärkt. Da hatte mir Serval von den Leuten erzählt. Der Vater, ein alter Wilddieb, war von den Forstleuten erschossen worden. Den Sohn hatte ich früher einmal gesehen. Er war ein hagerer Mensch, der im gleichen Rufe stand wie sein Vater, man nannte die Familie »Sauvage« – die Wilden. –
Hießen sie wirklich so oder war's ein Spitzname? Ich rief Serval. Er kam mit seinen langen Stelzschritten heran und ich fragte:
– Was ist eigentlich aus den Leuten geworden?
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