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«Minuet» in German

Menuet

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✒ Author
📖 Pages9
⏰ Reading time 20 minutes
💡 Originally published1882
🌏 Original language French
📌 Types Stories , Novels
📌 Genres Prose, Psychological, Realism
📌 Sections Psychological novel , Realistic novel

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Die großen Schrecken dieser Welt berühren mich nicht, sagte Johann Bridelle, ein alter Junggeselle, der für sehr skeptisch galt. Ich habe den Krieg ganz in der Nähe gesehen, ich bin über die Leichen der Gefallenen hinweggestiegen ohne Herzklopfen. Die brutalen Grausamkeiten der Natur oder der Menschen können uns wohl einen Schrei des Entsetzens oder der Empörung abringen, aber wir empfinden dabei nicht diesen Stich im Herzen, diesen Schauer der uns über den Rücken läuft bei gewissen, kleinen herzzerreißenden Begebenheiten.
Der größte Schmerz, ist gewiß der Verlust eines Kindes für eine Mutter, für einen Mann der Tod seiner Mutter. Das ist fürchterlich, rasend, das zerreißt einen und wirft einen vollkommen um. Aber schließlich kommt doch die Heilung wie bei großen, blutenden Wunden. Aber es giebt gewisse Begegnungen, gewisse unerwartete und doch gefürchtete Dinge, gewisse geheime Kümmernisse, Niederträchtigkeiten des Schicksals, die in uns eine ganze Welt von schmerzlichen Gedanken aufwühlen und vor uns plötzlich die Wunderpforte zu allerlei Leiden der Seele öffnen, kompliziert, unheilbar und umso tiefer als sie milde scheinen, umso brennender als sie unausrottbar scheinen, umso stechender als sie erkünstelt scheinen. Die lassen dann in unserer Seele eine unendliche Traurigkeit zurück, einen bittern Geschmack, ein unseliges Gefühl, dessen wir lange Zeit nicht Herr werden können.
Ich habe dabei immer zwei oder drei Dinge vor Augen, die andere vielleicht gar nicht gemerkt hatten und die in mich eingedrungen sind wie lange, ganz schmale, unheilbare Stichwunden.
Sie würden den Gemütszustand vielleicht gar nicht begreifen, in den mich diese kurzen Eindrücke versetzt haben. Ich will nur eins erzählen. Es ist lange her, aber noch so lebendig in mir als wäre es erst gestern gewesen. Es ist ja möglich, daß meine Einbildung allein mir das alles so vorgezaubert hat.
Ich bin fünfzig Jahre alt. Damals war ich jung und studierte die Rechte. Ich war ein wenig melancholisch angelegt, träumerisch, von einer weltschmerzlichen Philosophie. Die lärmenden Café's liebte ich ebensowenig wie schreiende Kameraden oder thörichte Frauenzimmer. Ich stand früh auf und eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war, gegen acht Uhr morgens ganz allein in der Baumschule des Luxemburger Parkes spazieren zu gehen.
Sie haben diese Baumschule nicht mehr gekannt. Die war nämlich wie ein vergessener Garten aus dem vorigen Jahrhundert, hübsch wie das liebenswürdige Lächeln einer alten Dame. Dichte Hecken trennten die engen, regelmäßigen, ruhigen, zwischen den zwei künstlich verschnittenen Laubwänden hinlaufenden Alleen. Ununterbrochen beschnitten die Scheren der Gärtner diese Wände. Hier und da war ein Blumenbeet oder eine Gruppe von kleinen Bäumen, zu zwei und zwei geordnet wie Schüler auf dem Spaziergange, wundervolle Rosenstöcke in Gruppen oder ganze Regimenter von Obstbäumen.
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