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«Legend of Mont St. Michel» in German

Legende vom Mont Saint-Michel

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📖 Pages8
⏰ Reading time 20 minutes
💡 Originally published1882
🌏 Original language French
📌 Type Stories

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Legende vom Mont Saint-Michel: read the book

Dieses Feenschloß mitten im Meer hatte ich zuerst von Cancale aus gesehen. Ich hatte es nur undeutlich erblickt wie es als grauer Schatten sich vom trüben Himmel abhob.
Dann sah ich es wieder, von Avranches aus, bei Sonnenuntergang; die unendlichen Dünen waren rot, der ganze Horizont rot, die ganze gewaltige Meeresbucht rot, nur die schroffe Abtei, die dort draußen aufragte, weit vom Festlande entfernt, wie eine phantastische Burg, wunderbar gleich einem Märchenschloß, seltsam und schön, stand fast schwarz da in der Purpurglut des sterbenden Tages.
Am anderen Morgen ging ich bei Sonnenaufgang durch die Dünen hin, immer den Blick auf den mächtigen Wunderbau gerichtet, der riesig ausschaute wie ein Berg, scharf geschnitten wie eine Gemme und duftigdunstig wie Musselin. Je näher ich kam, desto mehr stieg meine Bewunderung, denn es giebt vielleicht auf der ganzen Erde nichts Wundersameres und Großartigeres als dieses Bauwerk.
Und dann irrte ich so erstaunt, als hätte ich die Wohnung eines Gottes entdeckt, durch diese Hallen, die von leichten oder schweren Säulen getragen werden, durch diese durchbrochenen Gänge, und mein verwundertes Auge ruhte auf all den Türmen, die den Eindruck machten wie zum Himmel gestiegene Raketen, und auf all dem Gewirr von Türmchen, Regentraufen von reizenden schlanken Ornamenten, die ausschauten wie steingewordenes Feuerwerk, wie Spitzen aus Granit: alles Meisterwerke einer gewaltigen und doch fein empfindenden Baukunst.
Als ich bewundernd stehen blieb, näherte sich mir ein niedernormännischer Bauer und erzählte mir die Geschichte vom großen Streit zwischen St. Michael und dem Teufel.
Ein geistreicher Zweifler hat einmal gesagt: »Gott hat den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, aber der Mensch hat's ihm noch Kräften vergolten!«
Dieses Wort ist von ewiger Wahrheit und es wäre sehr interessant, einmal in jedem Lande die Geschichte des Lokalgottes zu schreiben, so wie die Geschichte der Schutzpatrone in all unseren Provinzen. Dem Neger sind seine Götter wilde Menschenfresser, der Mohamedaner denkt sich seinen Himmel mit Frauen bevölkert, die Griechen hatten als praktische Leute alle Leidenschaften durch Gottheiten personifiziert.
Jedes Dorf in Frankreich hat seinen eigenen Schutzpatron, verschieden geschaffen je nach dem Bilde und Bedürfnis des Bauern. So beschirmt St. Michael die Niedernormandie, St. Michael der strahlend siegreiche Engel, der Schwertträger, der Himmelsheld, der triumphierende Bezwinger Satans. Der Niedernormanne, der gerissene, verschmitzte Bauer denkt sich den Kampf des großen Heiligen mit dem Teufel folgendermaßen:
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