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«Queen Hortense» in German

Königin Hortense

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✒ Author
📖 Pages13
⏰ Reading time 30 minutes
💡 Originally published1883
🌏 Original language French
📌 Type Stories

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Königin Hortense: read the book

In Argenteuil hieß sie allgemein »Königin Hortense.« Niemand wußte eigentlich warum. Vielleicht weil sie im Kommandotone sprach wie ein Offizier. Vielleicht weil sie groß und knochig war und etwas Gebieterisches hatte. Vielleicht weil sie über eine ganze Herde von Haustieren herrschte, Hunde, Hühner, Katzen, Kanarienvögel und Papageien, alles die Lieblinge alter Jungfern. Aber sie verzog ihre lieben Tiere nicht, bedachte sie mit keinem Kosenamen und verschwendete nicht jene kindische Zärtlichkeit an sie, womit Frauen bei der Hand sind, sobald sie nur das sammtartige Fell einer Katze fühlen und sie schnurren hören. Sie beherrschte ihre Tiere mit großer Autorität. Sie regierte.
In der That war sie eine alte Jungfer, eine jener alten Jungfern mit scharfer Stimme und eckigen Bewegungen, deren Herz verhärtet zu sein scheint. Sie duldete keinen Widerspruch, keine Entgegnung, keine Unentschlossenheit, keine Bummelei, keine Faulheit, keine Schlaffheit. Man hatte niemals von ihr eine Klage gehört. Sie bereute niemals irgend etwas, und sie beneidete niemanden. Sie sagte mit der Überzeugung des Fatalismus: Jedem sein Teil. Zur Kirche ging sie nicht. Sie liebte die Priester nicht, glaubte wohl kaum an Gott und nannte alle religiösen Dinge: »Gut für Heulliesen!«
Seit dreißig Jahren bewohnte sie ein kleines Haus, vor dem sich bis an die Straße ein kleiner Garten erstreckte. Sie hatte ihre Gewohnheiten niemals geändert; nur ihre Dienstmädchen wechselte sie unbarmherzig, sobald sie das einundzwanzigste Jahr erreicht hatten.
Wenn ihre Hunde, ihre Katzen und Vögel starben, an Altersschwäche oder durch irgend einen Unfall, so wurden sie, ohne daß eine Thräne geflossen wäre, durch neue ersetzt. Die toten Tiere begrub sie auf einer umfriedeten Stelle im Garten mit einer kleinen Hacke, worauf sie mit einigen gleichgültigen Tritten die Erde darauf fest trat.
In der Stadt besaß sie einige Bekannte, ein paar Beamtenfamilien, deren Männer täglich nach Paris fuhren. Ab und zu lud man sie abends zu einer Tasse Thee ein. Bei diesen Zusammenkünften schlief sie regelmäßig ein und man mußte sie wecken, wenn es für sie Zeit war, nach Hause zu gehen. Niemals durfte sie dann irgend jemand begleiten. Sie kannte keine Furcht, weder bei Tage noch bei Nacht.
Aus Kindern schien sie sich nichts zu machen.
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