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«Julie Romain» in German

Julie Romain

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✒ Author
📖 Pages14
⏰ Reading time 30 minutes
💡 Originally published1886
🌏 Original language French
📌 Type Stories

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Julie Romain: read the book

Vor zwei Jahren ging ich einmal zur Frühlingszeit zu Fuß am Mittelländischen Meere hin. Giebt es Köstlicheres als auf der Landstraße hinzuschreiten und zu sinnen und zu sinnen? Auf solcher Straße geht es sich köstlich in voller Lichtflut, der Wind kost einem um die Stirn, man wandert zwischen Bergen und Meeresstrand und träumt. Wie viel Erinnerungen vergangener Liebeshuld und Abenteuer ziehen in zwei Stunden Weges vor einer Seele vorüber, die sich in Träumen ergeht. Allerlei köstliche unbestimmte Sehnsucht strömt in einen hinein mit der milden leichten Luft, weht uns an aus dem Windhauch, zaubert uns ins Herz einen Hunger nach Glück, der wächst mit dem körperlichen Hunger, den das Gehen weckt. Die reizenden blitzschnell kommenden Ideen huschen hin und her, zwitschernd wie Vöglein.
Ich folgte dem langen Wege, der von Saint Raphael nach Italien führt oder vielmehr diesem langen köstlichen, immer wechselnden Zugang, der eigens gemacht scheint, alle Liebesträume der Erde zu versinnbildlichen. Und ich überlegte mir, daß, von Cannes, wo man sich zeigt und den Hof macht, bis nach Monaco, wo man spielt, man kaum aus anderem Grunde in dieses Land kommt, als um allerlei Dummheiten anzustellen oder an Geld zu denken und unter diesem köstlichen Himmel, in diesem Garten von Rosen und Orangen die gemeinste Eitelkeit, die albernsten Prätentionen, geheimste Lüste zu befriedigen, um so recht zu beweisen wie der Mensch ist: gemein, dumm, anmaßend und geldgierig.
Plötzlich entdeckte ich in einer jener reizenden Buchten, die bei jeder Wegkrümmung vor den Blick auftauchen, einige Villen. Nur vier oder fünf dem Meer gegenüber am Fuß der Berge vor einem Gehölz von wilden Tannen, das sich hinter ihnen in zwei großen Thalern hinaufzog, vielleicht pfadlos und als Sackgasse endend. Eines jener Landhäuser war so hübsch, daß ich an seiner Thür stehen blieb. Es war ein weißes Haus mit braunem Holzwerk, bis an's Dach von Kletterrosen überrankt.
Und der Garten ein einziges Blumenbeet in allen Farben, allen Größen in absichtlichem, kokettem Durcheinander. Der ganze Rasen war damit übersäht, auf jeder Stufe der Terrasse standen welche, rechts und links aus den Fenstern hingen über die Wände blaue oder gelbe Dolden, und die mit einer Steinbalustrade eingefaßte Terrasse, die sich um das reizende Häuschen zog, war überwachsen von riesigen roten Glocken wie lauter Tupfen von Blut.
Hinten sah man eine lange blühende Orangenallee sich hinanziehen bis an den Fuß der Berge.
An der Thür stand in kleinen goldenen Buchstaben: Villa d'Antan.
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