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«Mademoiselle Cocotte» in German

Fräulein Cocotte

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✒ Author
📖 Pages10
⏰ Reading time 20 minutes
💡 Originally published1883
🌏 Original language French
📌 Type Stories

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Fräulein Cocotte: read the book

Wir wollten eben das Irrenhaus verlassen, als ich in einer Ecke des Hofes einen großen mageren Mann gewahrte, der fortwährend so that, als riefe er einen Hund, der gar nicht da war. Er rief mit weicher, zärtlicher Stimme:
– Cocotte! Meine kleine Cocotte! Komm mal her! Komm her! Cocotte! Hierher. So ist's schön!
Dabei schlug er sich auf den Schenkel wie man es thut, um einen Hund herbei zu locken. Ich fragte den Arzt:
– Was hat denn der?
Er antwortete:
– Ach, der ist nicht weiter interessant, das ist ein Kutscher, Franz geheißen, der verrückt geworden ist, nachdem er seinen Hund ertränkt hat.
Ich bat:
– Erzählen Sie mir doch seine Geschichte. Oft ergreifen uns die einfachsten, gewöhnlichsten Dinge am allermeisten.
Hier folgt seine Geschichte, die man ganz genau erfuhr durch den Stallburschen, einen Kameraden von ihm.
In der Nähe von Paris lebte eine reiche Rentiersfamilie. Sie bewohnten eine Villa an der Seine, mitten in einem Park gelegen. Ihr Kutscher war eben dieser Franz, ein Bauerssohn, etwas dumm, leicht hinters Licht zu führen, ein schwerfälliger, ungeschickter aber sehr gutmütiger Mensch.
Als er eines Abends nach Haus kam, folgte ihm fortwährend ein Hund. Zuerst achtete er nicht darauf, aber da sich das Tier beharrlich an seine Fersen heftete, so blickte er sich um. Er sah den Hund an, ob er ihn vielleicht kennte. Nein, er hatte ihn nie gesehen.
Es war eine fürchterlich magere Hündin, mit großen hängenden Zitzen. Sie trottete hinter dem Mann, traurig und verhungert ausschauend, her, mit eingekniffenem Schwanze und hängenden Ohren, blieb stehen, wenn er stehen blieb und folgte ihm, wenn er ging.
Er wollte das Gerippe fortscheuchen und rief:
– Mach, daß Du fortkommst! Marsch!
Sie ging ein paar Schritte davon und setzte sich wartend, aber sobald der Kutscher wieder anfing zu gehen, folgte sie ihm von neuem.
Da that er, als höbe er einen Stein. Das Tier riß ein wenig weiter aus, während die schlaffen Zitzen hin und her baumelten. Aber sobald der Kutscher den Rücken gedreht hatte, folgte es wieder.
Da lockte Franz, den das Mitleid packte, die Hündin an sich. Ängstlich näherte sie sich, mit krummem Rücken, man konnte die Rippen durch das Fell zählen. Der Mann strich ihr über die spitzen Knochen und sagte, weil das elende Tier ihn jammerte:
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