LinguaBoosterlearning foreign languages

«The Diary of a Madman» in German

Ein Wahnsinniger

1.52 votes
✒ Author
📖 Pages13
⏰ Reading time 30 minutes
🌏 Original language French

Work in other languages

Click on an unfamiliar word in the text to see the translation.
In the settings you can also change the size and alignment of the text

Ein Wahnsinniger: read the book

Er war als Präsident eines hohen Gerichtshofes, als tadelloser Beamter gestorben, dessen vorwurfsfreier Lebenswandel in den juristischen Kreisen Frankreichs sprichwörtlich geworden. Die Advokaten, die jungen Räte, die Richter grüßten mit Ehrerbietung sein bleiches, mageres Antlitz, aus dem tief glänzend zwei Augen leuchteten.
Sein ganzes Leben hindurch hatte er das Verbrechen verfolgt und die Bedrohten geschützt. Diebe und Mörder besaßen keinen gefährlicheren Feind als ihn, denn es war, als könnte er im Grunde ihrer Seele lesen, ihre geheimsten Gedanken erraten und mit einem Blitz seines Auges alle ihre Schliche und Ränke enthüllen.
Im Alter von vierundachtzig Jahren, mit Ehren überhäuft, war er gestorben. Ein ganzes Volk hatte ihm nachgeweint. Soldaten in Paradeanzug ihm das Geleit bis an's Grab gegeben, und Herren in weißer Cravatte über seinem Sarge Worte der Trauer gesprochen und Thränen vergossen, an deren Aufrichtigkeit man glauben durfte.
Da fand der erschrockene Notar in dem Schreibtisch wo der Verstorbene die Akten der großen Verbrecher zu verwahren Pflegte, folgendes seltsame Schriftstück:
Warum?
20. Juni 1851. – Ich komme eben aus der Sitzung. Ich habe Blondel zum Tode verurteilen lassen. Warum hat dieser Mann seine eigenen fünf Kinder getötet? Warum? Oft begegnet man Menschen, denen der Mord eine wahre Wollust zu sein scheint, ja er muß auch eine Wollust sein, vielleicht die größte, die es giebt, denn kommt das Töten nicht dem Erschaffen am nächsten? Bilden und zerstören? Diese beiden Worte enthalten die Geschichte der Welt, die ganze Geschichte der Welt, alles dessen, was existiert. Warum mag es so berauschend sein, zu töten?
25. Juni. – Wenn man sich überlegt, daß da ein menschliches Wesen lebt, geht, läuft. Ein Wesen, – ja ist es ein Wesen, – dieses belebte Ding, das in sich das Prinzip der Bewegung trägt und einen Willen, der diese Bewegung regelt. Dieses Ding hängt mit nichts zusammen, haftet nicht am Boden, ist ein Stück Leben, das sich nur auf der Erde hinbewegt, und diesen Fetzen vom Leben, der Gott weiß woher gekommen ist, kann man zerstören, wie man will, und dann ist nichts mehr übrig, nichts, er verfault, es ist aus.
Page 1 of 13

You can use the left and right keys on the keyboard to navigate between book pages.

Suggest a quote

Download the book for free in PDF, FB2, EPUb, DOC and TXT

Download the free e-book by Guy de Maupassant, «The Diary of a Madman» , in German. You can also print the text of the book. For this, the PDF and DOC formats are suitable.

You may be interested in

Be the first to comment

Add

Add comment