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«The Red Lily» in German

Die Rote Lilie

4.577 votes
✒ Author
📖 Pages414
⏰ Reading time 14 hours 45 minutes
💡 Originally published1894
🌏 Original language French
📌 Type Novels
📌 Genre Love
📌 Section Love story

Table of contents

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FIN414

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Die Rote Lilie: read the book

1

Sie ließ ihren Blick noch einmal prüfend durch den Salon schweifen. Die Lehnstühle waren vor dem Kamin zu einer Gruppe arrangiert, und der gedeckte Teetisch leuchtete aus der Dämmerung hervor. Die chinesischen Vasen waren mit mächti-gen, mattgetönten Schneeballbüschen gefüllt. Sie senkte ihre Hand in die blühenden Zweige, so daß die silberglänzenden Blütenbälle sich leise berührten.
Dann betrachtete sie sich ernst und nachdenklich im Spiegel und blickte seitwärts gewandt über die Schulter weg, um die fei-nen Linien ihrer Gestalt zu verfolgen, wie sie sich unter dem eng anliegenden schwarzen Atlaskleid abzeichneten, in dessen leich-tem, lose flatterndem Überwurf dunkelleuchtende Perlen zitter-ten. Nun trat sie noch dichter heran – es interessierte sie lebhaft, wie ihr Gesicht heute aussah. Der Spiegel warf ihr ihren eigenen ruhigen Blick zurück, ganz so, als ob jene sympathische junge Frau, deren Züge sie da mit Wohlgefallen studierte, ihr Leben ohne heiße Freude und ohne tiefen Schmerz dahinlebte.
Leer und schweigsam lag der große Salon da. Die Gobelins mit ihren gedämpften Farben und den schattenhaften Gestalten, die sich mit müder Anmut in den Spielen von ehedem bewegten, die Terrakotta-Statuen auf kleinen, säulenförmigen Sockeln, die Nippfiguren aus altem Meißner Porzellan und die Malereien aus Sèvres, die die Glasschränke füllten – alles das schien von längst entschwundenen Zeiten zu reden. Auf einem reich in Bronze gearbeiteten Postament stand die Marmorbüste irgendeiner Prinzessin des königlichen Hauses, die als Diana dargestellt war. Das Gesicht war welk und unschön, während die Brust sich kühn aus den gekünstelten Draperien hervorhob. Das Deckenge-mälde zeigte die Göttin der Nacht, gepudert wie eine Marquise, Amoretten umschwebten sie, Blüten entsanken ihren Händen. Das Ganze sah so gelangweilt und schläfrig aus; man hörte nur das Feuer im Kamin knistern und das leise Rascheln der Perlen in der leichten Gaze.
Sie trat jetzt vom Spiegel weg, schob die Gardine etwas zurück und blickte zum Fenster hinaus. Es war ein trüber Tag; hinter den schwarzen Bäumen des Quai sah man die Seine ihre gelbli-chen Fluten dahinwälzen. Der müde Schein des Himmels und des Wassers spiegelte sich in ihren zartgrauen Augen.
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