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«Denis» in German

Denis

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✒ Author
📖 Pages11
⏰ Reading time 30 minutes
💡 Originally published1883
🌏 Original language French
📌 Type Stories

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Denis: read the book

Herr Marambot öffnete den Brief, den ihm sein Diener Denis brachte, und lächelte. Denis, ein joviales, untersetztes Männchen, der seit zwanzig Jahren im Hause war, bekannt als Muster eines Bedienten, fragte:
– Der gnädige Herr ist zufrieden, der gnädige Herr hat wohl eine gute Nachricht bekommen?
Herr Marambot, ein alter Hagestolz, war einst Dorfapotheker gewesen und war nicht reich. Er lebte von dem mäßigen Gelde, das er sich mühsam durch den Medizinverkauf an die Bauern erworben. Er antwortete:
– Ja, mein Sohn. Vater Malois giebt wegen des Prozesses, mit dem ich ihm gedroht habe, klein bei. Morgen kriege ich mein Geld. Fünftausend Franken thun der Kasse eines alten Junggesellen wohl.
Und Herr Marambot rieb sich die Hände. Er hatte in seinem Wesen etwas Gottergebenes, war eher traurig als heiter, konnte sich zu keiner dauernden Anstrengung aufraffen und war ziemlich nachlässig in geschäftlichen Dingen. Er hätte leicht bessere Geschäfte machen können, wenn er sich etwa den Tod irgend eines Kollegen in einem größeren Orte zu Nutze gemacht, um an dessen Stelle zu rücken und seine Kundschaft zu übernehmen. Aber die Umstände bei einem Umzuge, und der Gedanke an all das, was er zu besorgen haben würde, hatten ihn immer davon abgehalten. Dann pflegte er nachdem er zwei Tage darüber nachgedacht wohl zu sagen:
– Schwamm drüber – ein ander Mal. Mir entgeht nichts. Vielleicht finde ich was Besseres!
Denis dagegen trieb seinen Herrn dazu, etwas zu wagen. Weil er Unternehmungsgeist besaß, sagte er fortwährend:
– Ach Gott, wenn ich bloß 'n bißchen Vermögen gehabt hätte, so würde ich schon mein Glück gemacht haben. Tausend Franken nur und mir wär's geglückt.
Herr Marambot lächelte stumm und ging in seinen kleinen Garten. Dort lief er, die Hände auf dem Rücken, sinnend auf und ab. Denis summte, wie ein Mensch ohne Sorgen, den ganzen Tag vor sich hin. Er war sogar auffallend fleißig und putzte im ganzen Hause die Fenster, wobei er aus voller Kehle sang.
Herr Marambot staunte über seinen Eifer und sagte lächelnd ein paar Mal zu ihm:
– Wenn Du so schuftest, mein Sohn, wird Dir für morgen gar keine Arbeit übrig bleiben!
Am nächsten Tag, gegen neun Uhr früh, gab der Briefträger Denis für seinen Herrn vier Briefe, von denen einer sehr dick war. Mit diesen Schriftstücken schloß sich Herr Marambot bis zum Nachmittage in seinem Zimmer ein. Dann übergab er seinem Diener vier Briefe, die er zur Post bringen sollte; einer war an Herrn Malois gerichtet – unbedingt eine Quittung.
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