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«The Wreck» in German

Das Wrack

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✒ Author
📖 Pages20
⏰ Reading time 45 minutes
💡 Originally published1886
🌏 Original language French
📌 Type Stories

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Das Wrack: read the book

Gestern war Sylvester.
Ich hatte eben mit meinem alten Freund Georg Garin gefrühstückt, als ihm der Diener einen mehrfach gesiegelten Brief brachte, mit fremdländischen Briefmarken darauf.
Georg fragte mich: – Erlaubst Du?
– Natürlich.
Und er begann, acht Seiten einer großen englischen Handschrift zu lesen, die kreuz und quer nach allen Himmelsrichtungen geschrieben war. Er las langsam mit ernster Aufmerksamkeit, mit jenem Interesse, das man an Dingen nimmt, die unser Herz berühren.
Dann legte er den Brief auf die Kaminecke und sagte:
– Hör mal, das ist nämlich eine komische Geschichte. Ich habe sie Dir noch nie erzählt, und doch ist sie ganz packend. Das war damals ein sonderbarer Neujahrstag, es ist zwanzig Jahr her, denn ich war dreißig Jahr alt, und jetzt bin ich fünfzig.
Ich war damals Inspektor der See-Versicherungs-Gesellschaft, deren Direktor ich jetzt bin. Ich wollte den Neujahrstag in Paris verleben, da man nun mal den Tag zum Festtag gemacht hat, als ich einen Brief vom Direktor bekam mit der Weisung, mich sofort nach der Insel Ré zu begeben, wo eben ein Dreimaster aus Saint- Nazaire gescheitert, der bei uns versichert war. Es war acht Uhr morgens. Ich ging um zehn Uhr auf das Bureau der Gesellschaft, um meine Instruktionen zu holen, und noch am Abend fuhr ich mit dem Schnellzug davon, der mich am nächsten Tag, dem Sylvester, nach La Rochelle brachte.
Ich hatte noch zwei Stunden Zeit, ehe ich den Jean-Guiton, das Schiff, das mich nach Ré bringen sollte, bestieg. Ich machte also einen Spaziergang durch die Stadt; La Rochelle ist wirklich eine eigentümliche Stadt von großer Eigenart, mit den labyrinthisch durcheinandergehenden Straßen, deren Bürgersteige unter endlosen Galerien hinlaufen, arkadenartig wie in der Rue de Rivoli, aber niedrig. Diese Galerien und Arkaden, gedrückt und geheimnisvoll, scheinen wie gemacht für Schleichwege, wie für die früheren Kämpfe die heldenmütigen, blutigen Religionskriege. Es ist die richtige alte Hugenottenstadt, ernst, still, ohne großartige Bauwerke, ohne irgend eines jener wunderbaren Denkmäler, die Rouen so schön machen. Aber es ist bemerkenswert durch seine strenge Physiognomie, die auch etwas Heimtückisches hat, eine Stadt hartköpfiger Streiter, wo der Fanatismus lodern muß, die Stadt, wo die Calvinisten einst eiferten.
Nachdem ich einige Zeit durch die eigentümlichen Straßen geirrt war, bestieg ich ein kleines, schwarzes, bauchiges Dampfschiff, das mich zur Insel Ré bringen sollte. Stöhnend, fauchend, wie wutschnaubend, lief es aus zwischen zwei antiken Türmen, die den Hafen bewachen, über die Rhede, dann den riesigen Damm entlang, den Richelieu gebaut hat und dessen gewaltiges Mauerwerk die Stadt wie ein Bollwerk umschließt; dann bogen wir rechts ab.
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