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«Clochette» in German

Clochette

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📖 Pages9
⏰ Reading time 20 minutes
💡 Originally published1886
🌏 Original language French
📌 Type Stories

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Clochette: read the book

Wie seltsam sind doch diese Erinnerungen an alte Zeiten! Wie sie einen quälen, und man sie nicht los werden kann!
Es ist schon so lange her, so lange, daß ich gar nicht verstehe, wie das noch so treu und fest mir im Gedächtnis bleiben konnte. Ich habe seitdem soviele traurige Dinge erlebt, mir haben soviele fürchterliche Dinge das Herz bewegt, daß ich erstaunt bin, wie es überhaupt möglich ist, daß nicht ein Tag vergeht, auch nicht ein einziger, ohne daß ich die Gestalt der alten Clochette wieder vor Augen sehe, so, wie ich sie früher gekannt, vor langer, langer Zeit, als ich zehn, zwölf Jahre alt war.
Sie war eine alte Näherin, die einmal wöchentlich, jeden Dienstag, kam, um bei meinen Eltern die Wäsche auszubessern. Meine Eltern bewohnten eines jener Landhäuser, die man Schlösser nennt, die aber eigentlich weiter nichts sind, als alte Häuser mit spitzen Dächern, zu denen vier oder fünf Meierhöfe gehören, die darum liegen.
Das Dorf, ein großes Dorf, ein Marktflecken, konnte man ein paar hundert Meter davon sehen, dicht um die Kirche gedrängt, die aus roten, mit der Zeit schmutzig und schwarz gewordenen Ziegeln gebaut war.
Die alte Clochette erschien also jeden Dienstag zwischen ein halb sieben und sieben Uhr morgens und ging sofort in die Wäschekammer hinauf, um sich an die Arbeit zu setzen.
Es war eine alte, magere Frau. Sie war bärtig oder vielmehr behaart, denn sie hatte Bart auf dem ganzen Gesicht, was einen ganz absonderlichen Eindruck machte. Er war hier und da in Büscheln gewachsen, als ob ein Verrückter ihn da und dort verstreut auf das ganze Gesicht dieses Wachtmeisters im Unterrock gepflanzt hätte. Auf der Nase, unter der Nase, um die Nase herum, auf dem Kinn, auf den Wangen wuchsen die Haare. Ihre Augenbrauen waren dick und außergewöhnlich lang, grau, buschig, borstig wie ein Schnurrbart, der aus Versehen da oben hingeraten.
Sie hinkte, aber nicht wie gewöhnlich die Lahmen, sondern sie schwankte, wie ein Schiff vor Anker. Wenn sie auf ihr gesundes Bein den großen, knochigen Körper stemmte, war es, als nähme sie einen Anlauf, um eine mächtige Welle zu übersteigen; dann plötzlich sank sie hinab wie in einen Abgrund und fuhr auf den Boden nieder. Ihr Gang erweckte die Vorstellung des Sturmes, so wogte sie hin und her, und ihr Kopf, auf dem immer eine mächtige, weiße Mütze saß, deren Bänder ihr in den Rücken hingen, schien bei jeder ihrer Bewegungen den ganzen Horizont zu durcheilen,von Norden nach Süden und von Süden nach Norden.
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